Dienstag, 28. Dezember 2010

Vorfreude

Ich muss etwas gestehen.
Ich bin eine von denen! Jawoll.

In den letzten Wochen war überall nahezu das gleiche Bild zu sehen:
Hektische Menschenmassen, Gehetze, Gerenne, die obligatorische Frage "hast Du schon alles?", gefolgt vom panisch dahingestöhnten "Oh je, nur noch x Tage bis zur Völlerei" mitsamt dem ersten Stöbern nach der idealen "Diät für hinterher"…..

Gemeint ist natürlich die Weihnachtszeit, die, für alle überraschend, jedes Jahr zur gleichen Zeit stattfindet.
Und ganz Gallien entsprechend unvorbereitet trifft….

Ganz Gallien? Nein.

Mittendrin finden sich in all der Hektik entspannte Gesichter, gelöste Stimmen, freudige Weihnachtsliedersummer und -träller, ungestresste Weinachtsmarktbummler, die skandalöserweise scheinbar nichts besseres zu tun haben, als diese Zeit zu geniessen.

Jawoll, und ich oute mich hiermit:
ich gehöre dazu!

Ich liebe es, die Gerüche der Weihnachtszeit in mich heineinzusaugen. Die Farben, die Vorfreude, der Glanz in den Augen, die Freude, jemanden überraschen zu können…Es gibt doch irgendwie nichts Schöneres, oder? Naja, ok, fast nichts Schöneres….

Und ich finde es furchtbar, wenn man ab dem 27.12. nur noch im stillen Kämmerchen und unter Ausschluss der Öffentlichkeit seine geliebten Weihnachtslieder hören darf, ohne schief angeschaut zu werden.

Ich weiss schon, dass ich spätestens im Juli wieder anfangen werde, bei geschlossenem Autofenster im Stau stehend meine zweistimmige Version von "Oh, holy night" zu üben.
Und wie ich ab Oktober mit mir kämpfen werde, um möglichst unauffällig und ohne den missbilligenden Blicken der Umwelt meinen Konsum von Marzipankartoffeln und Butterspekulatius, ganz zu schweigen von Elisenlebkuchen, Pfeffernüssen, Mandelkernen und…. Ok, wie ich auf jeden Fall heroischst versuchen werde, mir meine Leidenschaft dafür nicht allzusehr anmerken zu lassen.

Ich kann mich schon vor mir sehen, wie ich bei jedem Blick in den Kalender frohlockend feststellen werde, dass die offizielle Vorweihnachtszeit und damit das Recht auf Vorfreude seit dem letzten Kontrollblick tatsächlich schon wieder wenige Stunden näher gerückt ist.

Bis ich dann, eines Tages, voller Inbrunst und wie ein Honigkuchenpferd an der roten Ampel in der Frankfurter Innenstadt dem griesgrämigen, abgehetzten Börsenmakler im dicken Schlitten neben mir bei runtergelassenem Fenster entgegenschmettern kann: "Oh, Du fröööhööööliche…"

Ich liebe die Weihnachtszeit. Und nur noch ca. 360 Tage bis zum nächsten Fest. Tendenz: sinkend.
"Oh, Du seeeliiiiige……."

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